Vipassana Erfahrungsbericht
- 3. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Juli
Meine Vipassana-Kurse
2010 habe ich meinen ersten Vipassana-Meditationskurs nach S.N. Goenka gemacht.
2016 habe ich einen 20 Tage Kurs in Indien gemacht.
2024 habe ich den letzten Kurs schwanger gemacht.
neben vielen "normalen" 1o Tage Kursen, habe ich auch 5x den Satipatana Kurs gemacht und den 10 Tage Spezial Kurs für alte Schülerinnen.

Was ist Vipassana? Vipassana ist eine alte buddhistische Meditationstechnik, bei der man durch Achtsamkeit Einsicht in die Natur der Dinge gewinnt.
Der Kurs dauert zehn Tage Schweigen. Der Tag beginnt um 4:00 Uhr mit dem ersten Gong und endet gegen 21:30 Uhr mit der letzten Gruppenmeditation. 10-12 Stunden Meditation pro Tag. Kein Handy, kein Sport, kein Lesen, kein Schreiben – nur ich selbst und meine Gedanken.
Warum ich es gemacht habe? Ich hörte mit 19 Jahren zum ersten Mal in Thailand von diesem Kurs. Der Gedanke ließ mich nicht los. Als ich mich Jahre später in Wien mit meinem Freund stritt, spürte ich den Wunsch nach Veränderung – und meldete mich an.
Meine Erfahrung? Die ersten Tage waren körperlich schmerzhaft, aber mein Körper gewöhnte sich schnell daran. Nach dem Kurs konnte ich eine Stunde regungslos sitzen – und das wurde mit der Zeit sogar noch besser. Ich dachte, das Schweigen wäre schwer, doch das war überraschend einfach. Das Essen war fantastisch, und als Studentin tat mir der frühe Schlaf sehr gut.
Ein besonderer Moment kam früh im Kurs: Ich fühlte mich plötzlich völlig angekommen – zu Hause. Für mich, als Chinesin in Deutschland aufgewachsen, war das ein tiefes, neues Gefühl.
Auch körperlich veränderte sich etwas. Ich war damals noch Raucherin und hatte lange versucht aufzuhören. Nach dem Kurs roch Zigarettenrauch für mich plötzlich unangenehm – wie früher als Kind. Es fühlte sich an wie ein körperlicher Reset. Ich war Nichtraucher, netter Nebeneffekt.
Was ich gelernt habe? Im ersten Kurs wurde mir bewusst, wie stark Meditation und Rauchen zusammenhängen kann. Danach kam die Korrelation von Ernährung und Konzentration in Fokus. Alkohol, Fleischkonsum, alles beeinflusst die Fähigkeit der Konzentration. Die meisten Menschen können nicht 10 Minuten still sitzen... und nennen das Meditation! Meditation ist ein Zustand, der tiefer ist als Konzentration. Was wir heute Meditieren nennen ist meistens nur eine Konzentrationsübung...
Über die vielen Kurse hinweg erkannte ich, dass Erleuchtung kein Mythos sein kann – sie muss real sein. Der Ton Om ist kein yogisches Konzept, sondern ein universeller Klang, den man in tiefer Meditation von innen hört. Ich erfuhr, dass das „Ich“, wie wir es kennen, auf tieferen Ebenen nicht existiert und unser Gehirn viel mehr leisten kann, als wir glauben. Trotz all dieser Einsichten bleibt man Mensch. Die eigene Persönlichkeit will gesehen und aufgearbeitet werden – Meditation ersetzt diesen Prozess nicht, solange man nicht gewisse Stufen erreicht hat.
Was hat sich grundlegend verändert: 2016 April habe ich einen 20 Tage Kurs in Indien besucht. 9 Jahre später versuche ich immer noch diese Vipassana Erfahrung zu integrieren. Was ich sagen kann ist, dass dieser Kurs 4 Jahre Weltreise beendete oder zumindest stark verlangsamte. Ich komme langsam auf dieser Erde an. Sehr viel Intuitionstraining hat mir bei der Integration geholfen.
Ich kam in das normale Leben zurück, weil ich wusste ich bin noch nicht fertig. Ich möchte noch Mama werden und die Erde genießen. Warum nach Rom fahren, um für den Himalaya zu trainieren? Jetzt bin ich auf der Erde, also mach ich was draus. Vorher wollte ich Nonne werden und hatte sogar meine Haare abrasiert, nach diesem Kurs, wollte ich ironischerweise erstmal das Erdenleben richtig leben.
Mein Fazit: Echte und letzte Erleuchtung ist das bewusste Erleben des Todes-ohne körperlich zu sterben. Man sollte nur Nonne werden, wenn man innerlich spürt: Die Party hier ist für mich vorbei. Nicht aus Langeweile oder Frust, sondern aus tiefer Klarheit – es war schön, und jetzt ist es Zeit zu gehen. Nicht aus Flucht, sondern weil ein innerer Ruf da ist, ein echtes Calling. Es ist etwas völlig anderes, dem Ruf des Inneren zu folgen, als vor dem Leben zu fliehen.
Vipassana hilft aber auch als alltägliche Stütze. Ich bin entspannter und fröhlicher wenn ich jeden Tag praktizieren kann. Die Vipassana Erfahrung war die wichtigste Erfahrung in meinem Leben ad hoc.
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